Lassen Sie sich bekirken

Sage mir, Muse, wie war das so auf der Blauen Nacht?

Es gibt Tage, da sitzt man morgens auf der Bettkante, wägt die Verlockung der nachtwarmen Kissen gegen die Aussicht auf einen arbeitsreichen Tag ab und summt einen Blues vor sich hin, den man irgendwo aufgeschnappt oder gerade erst erfunden hat. Man fühlt sich doppelt so alt wie noch am Vortag und die Frage nach dem Warum? lässt einen nicht mehr los. Warum mache ich das eigentlich? Warum kann das nicht jemand anders tun? usw. Es grenzt an ein Wunder, dass man dann doch irgendwie auf die Beine kommt. Aber Wunder geschehen.

So etwa am letzten Samstag. Blaue Nacht in Nürnberg: Kultur bis der Arzt kommt für die einen, Bier und Fressstände für die anderen, blaue Scheinwerfer für alle. Und weil man selbst ja Kultur macht, verschiebt man das Bier auf später und findet sich nach dem Frühsport um 15.00 Uhr im Museum Tucherschloss ein.

„Odyssee“ ist das diesjährige Thema der Blauen Nacht und „Kirke & andere unverschämte Streiche“ das dazu passende Stück des Poetischen Theaters. Zunächst muss aber noch der mit schwarzem Stoff bespannte Kasten aufgebaut werden, der später von der Brüstung des Balkons herunter gelassen wird, damit Odysseus darin verschwinden kann.

Dieser Kasten ist nicht nur oben und unten, sondern auch allen Interpretationen offen, stellt aber eigentlich den Monolithen aus 2001 dar – genial, oder? Und wenn Sie nicht wissen, wovon hier die Rede ist, stocken Sie ganz schnell ihre DVD-Sammlung auf.

Ein paar Zigaretten und einen Teller mit (ausgezeichneter) Pasta später ist es so weit. Kirke & andere unverschämte Streiche – viermal hintereinander. Und dann ist es auch schon Nacht.

  • Gefällt Ihnen das Buch? Ich habe es die Odyssee genannt.

Warum also das ganze? Kurze Antwort: Weil man gar nicht anders kann. Weil man eine Rampensau ist und die kurze Zeit auf der Bühne alles rechtfertigt, was vorher war. Weil man den Leuten, die stehen bleiben und zuschauen vielleicht etwas mitgibt, womit sie etwas anfangen können und es deshalb nicht so schlimm ist, dass andere einfach weitergehen.

Die lange Antwort schreibe ich irgendwann anders auf. Jetzt gehe ich erst einmal ins Bett.